Kaikhosru Sorabji

* 1892–1988

Komposition | Schwelbrand Overkill |

Von allen unbekannten Komponisten des 20. Jahrhunderts ist Kaikhosru Sorabji der abgedrehteste. Als er 1988 fast hundertjährig starb, hinterließ er ein Werk von riesenhaften Ausmaßen, dessen größter Teil niemals aufgeführt wurde und wohl auch niemals aufgeführt werden wird.

Sein heute »populärstes« Werk, das »Opus Clavicembalisticum« für Soloklavier, dauert bescheidene vier Stunden. Sorabji selbst hat seine Aufführung fünfzig Jahre lang verboten. Bis heute haben nur fünf Pianisten das extrem schwere und hochkomplexe Stück komplett gespielt – der erste war Sorabji selbst, der zweite wurde verrückt, die drei anderen leben noch.

Sorabji, 1892 als Engländer parsischer Herkunft in Essex geboren, begann sich als Teenager mit Avantgardemusik zu beschäftigen und veranlasste wenig später einen Musikkritiker zu der erstaunten Feststellung, Arnold Schönberg sei ihm gegenüber ein zahmer Reaktionär.

Reaktionär war Sorabji aber durchaus auch selbst. Er schrieb Fugen und Kanons, Ricercars und Fantasien, Prä- und Interludien (keineswegs ironisch gebrochen!) – nur dass all diese historischen Formen unter seinen Fingern wild zu wuchern begannen, bis sie etwas ganz anderes bedeuteten als ihre Vorbilder. Sorabji war zwar ein Reaktionär, aber ganz bestimmt kein zahmer.

[mozartzuvielenoten.de]

http://www.sorabji-archive.co.uk/

Stück bei SCHWELBRAND: Opus Clavicembalisticum |